Freitag, März 23, 2012

Zimbabwe: Frauenbanden vergewaltigen fremde Männer

In verschiedenen Veröffentlichungen habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass sexuelle Gewalt ähnlich wie häusliche Gewalt keineswegs automatisch männliche Täter und weibliche Opfer bedeutet, auch wenn einem dieses Bild kontinuierlich aufgedrängt wird. Als Folge dieser einseitigen Wahrnehmung dauerte es hierzulande bis zum Jahr 1996, bis Männer überhaupt als Opfer einer Vergewaltigung im juristischen Sinne gelten durften.

Ein Artikel, der gestern in der britischen Tageszeitung "Telegraph" erschienen ist, veranschaulicht dieses Thema gut. Im Teaser des Beitrags direkt unter der Schlagzeile heißt es noch:

Gangs of women in Zimbabwe have been picking up male travellers to have sexual intercourse and harvest their sperm, according to reports.


Da haben die Frauen also "intercourse", zu deutsch Geschlechtsverkehr. Das hört sich nicht gerade besonders bedrohlich oder kriminell an. Unter dem Foto, auf dem einige der beschuldigten Damen abgebildet sind, heißt es allerdings bereits:

The women allegedly used different cars to pick up 14 other men and forced themselves on them.


Der "Geschlechtsverkehr" war für die Männer also mit Zwang verbunden. Hm, wie nennt man diesen Vorgang noch gleich, wenn der Zwang von einem Mann gegenüber einer Frau ausgeübt wird ..?

Der Artikel selbst schildert noch genauer, wie die Situation in Zimbabwe aussieht:

Susan Dhliwayo claims she pulled her car over recently to pick up a group of male hitchhikers and they refused to get in, because they feared they were going to be raped.

"Now, men fear women. They said: 'we can't go with you because we don't trust you'," 19-year-old Miss Dhliwayo recounted.

Local media have reported victims of the highway prowlers being drugged, subdued at gun or knife point – even with a live snake in one case – given a sexual stimulant and forced into repeated sex before being dumped on the roadside.


Schön, dass der Begriff "vergewaltigt" wenigstens im Fließtext des Artikels erscheint. Wenn Opfer unter Drogen gesetzt, mit Pistolen und Messern bedroht und wiederholt zum Geschlechtsverkehr gezwungen werden, bleibt offenbar selbst dem frauenfreundlichsten Reporter irgendwann nichts anderes mehr übrig.

Die Frauenrechtlerinnen Zimbabwes reagieren allerdings wie erwartet darauf, dass auch über männliche Opfer sexueller Gewalt berichtet wird:

A Zimbabwean women's rights group has criticised the spotlight shifting to male rape victims, and paid for a newspaper advert to deplore that violence against women in the country is not met with the same degree of shock.


Wie geschockt Zimbabwes Medien tatsächlich auf vergewaltigte Mänmer reagieren, zeigt der Telegraph an einem anschaulichen Beispiel:

one newspaper cartoon showing a nude hitchhiker hoping to be picked up by a female driver


Angenommen, es wären vagabundierende Männergruppen, die Frauen mit der Hilfe von Waffen vergewaltigen: Wäre es vorstellbar, dass eine Zeitung als Reaktion darauf einen Cartoon abdruckt, der eine nackte Anhalterin zeigt, die sich danach sehnt, es auch endlich mal besorgt zu bekommen? Unwillkürlich muss man an die zahlreichen Cartoons denken, bei denen häusliche Gewalt gegen Männer mit "lustigen" Zeichnungen einer das Nudelholz schwingenden Hausfrau dargestellt wird.

Bis männliche und weibliche Gewaltopfer auch nur einigermaßen gleich betrachtet und behandelt werden, ist es offenkundig noch ein weiter Weg.

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