Donnerstag, Juni 18, 2015

Lesermail (benachteiligte Jungen)

Die Kritik eines Genderama-Lesers an seiner Analyse des Verhältnisses von Jungen-Benachteiligung zu politischer Ideologie findet der Bildungsforscher Michael Klein nicht überzeugend:

Diese Lesermail scheint von einem blutigen Anfänger in Sachen empirischer Sozialforschung zu kommen, ganz so, als wäre die Mittelung von Werten etwas, was die Ergebnisse reliabler macht. Ich lese diesen Einwand nun schon zum x-ten Mal und entnehme daraus, dass er in irgendeiner Form wohl irgendwo im Internet zu finden sein muss. Nur: Er ist vollkommener Unsinn, denn wir haben einen Index gebaut, der eine zentrale Tendenz ausdrückt und keine essentialistische Zuordnung von Wert zu Links. Wichtig am INDEX ist, dass die Werte steigen, wenn mehr Linke an der Macht sind. Ob dabei 7, 28 oder 2901093 herauskommt, ist für die Berechnung einer Korrelation absolut wurscht. Wenn es dem Autor des Leserbriefes gefällt, kann er den Index auch alphanumerisch bauen und Würg, Doppelwürg und Vierfachwürg schreiben, um seinen essentialistischen Wichtigkeiten zu frönen. Am Ende wird er, sofern er die einzige Bedingung an einen Index einhält, dass er in sich konsistent ist, zum selben Ergebnis kommen wie wir, dass nämlich mit der Linkslastigkeit die schulischen Ergebnisse von Jungen schlechter werden. Man kann das mögen oder man kann es nicht mögen, nur ändern kann man daran nichts.

Ich schaue mittlerweile auf eine Spanne von mehr als 25 Jahren als empirischer Sozialforscher zurück, von der Erfahrung in Forschung und Lehre, die Dr. habil. Heike Diefenbach im Bereich der empirischen Sozialforschung gesammelt hat, ganz zu schweigen, und habe schon einiges an dummen Einwänden zur Konstruktion von Indices gelesen, aber der Leserbrief schlägt wirklich alles, schon weil sich der Schreiber offensichtlich nicht darüber bewusst ist, dass er, wenn er mittelt, implizit die Annahme macht, alle Gemittelten hätten dasselbe Potential an Linkslastigkeit, was eine heftige Annahme ist, die man als normaler Beobachter der politischen Landschaft kaum machen kann.

Anosnten verweise ich auf den Kommentarstrang bei ScienceFiles, in dem alles haarklein erklärt wird.

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